Rückblick: auf Rumäniens Straßen
Bevor die Erinnerung an Rumänien verblasst möchte ich noch einmal meinen Wahrnehmungen auf Rumäniens Straßen Raum geben.
Den die Er-Fahrung dieser Straßen ist durchaus bemerkenswert. Die Qualität selbiger reicht von Feldweg bis autobahn-ähnlich, wobei die holprige und oft reparaturbedürftige Dorfstraße klar überwiegt.
Das fahren fühlt sich daher eher wie Boot fahren an, unser Luigi schwankt und wiegt sich allerdings meist sehr gutmütig durch die Unebenheiten.
Bahnübergänge sind immer und ausschließlich im Schritttempo zu überfahren, bei Unaufmerksamkeit droht echter Schaden am Fahrzeug.
Auch und besonders bemerkenswert sind jedoch die uns umgebenden Verkehrsteilnehmer. Nicht nur das uns die hohe Dichte an hochwertigen und teuren – meist deutschen – Fahrzeugen immer wieder überrascht, auch das aus den Fahrzeugen wo immer es geht (oder oft auch eigentlich nicht mehr) alles rausgeholt wird, lässt uns immer wieder staunen. In den ersten Wochen oft mit Schrecken, mittlerweile mit deutlich mehr Gelassenheit.
Das Motto lautet: „Wenn sich eine Lücke andeutet, nutze sie mit allem was die Karre hergibt.“ Und die Entgegekommenden helfen mit, Schlimmes zu verhindern. Das funktioniert ziemlich gut.
Durch das Training mit Bogdans klapprigen Suzuki sind wir mittlerweile auch ganz gut mit unterwegs, selbst die häufigen und für mich anfangs sehr gewöhnungsbedürftigen Kreisverkehre haben ihren Schrecken verloren. Links blinken, bei der ersten Lücke mit Vollgas in den inneren Kreis fahren und dann rechtzeitig wieder rechts blinken und mit Mut nach außen ziehen. Wenn alle mitmachen gibt es außer einem gelegentlichen Huper nichts weiter zu befürchten.
Hupen ist jedenfalls sehr beliebt, vor allem wenn es zu langsam geht. Dann fährt der genervte Rumäne im „Siebener“ eben auch hinter dir oder dem LKW vor dir Schlängellinien. Wenn es allerdings beim Überholmanöver mal eng wird, wird gnädig gebremst und eine Lücke geschaffen. Hupen habe ich dabei noch nicht gehört.
Den Rang „Autofahrnation Nr. 1“ haben aus meiner Sicht mittlerweile die Rumänen inne. Die neuesten Modelle und oft die Großen davon, sind, wie bereits erwähnt, schwer angesagt und werden mit stolz geschwellter Brust hergezeigt. Jedes Kuhdorf hat außerdem mindestens eine Autowaschanlage, so dass der Glanz immer gewahrt bleiben kann.
Das Auto ist ein Statussymbol und repräsentiert die offensichtlich noch nicht so lange gestärkte Kaufkraft der Rumänen (hoffentlich nicht nur „auf Pump“). Es erinnert mich irgendwie an die Nachwendezeit bei uns. Alles ist plötzlich verfügbar und wer irgendwie kann, zeigt es stolz her.
Und so stehen eben vielerorts die glänzenden Neuwagen vor abgewrackten oder halbfertigen Hütten und Häusern.
Denn gebaut wird in Rumänien überall. Jedoch offensichtlich oftmals ohne das notwendige Durchhaltevermögen. Über die Wochen prägen wir dazu den etwas gemeinen und unkorrekten Satz: „Es würde gebaut werden können wollen. Wir fangen aber schon mal an.“. Die Menge an unfertigen, brach liegenden und teilweise sehr ambitionierten Bauprojekten ist wirklich beeindruckend. Daneben fahren wir auch durch Dörfer wo ärmliche Hütten in oft blühenden Gärten zur Selbstversorgung stehen und Kinder auf den Straßen Bohnen, Himbeeren oder andere Dinge verkaufen. Die Kontraste sind also teilweise sehr deutlich.
Ich interpretiere das als Zeichen das viele Menschen in Rumänien eben doch noch mit verkrusteten Strukturen und schwierigen Rahmenbedingungen zu kämpfen haben. Die Gespräche mit Einheimischen bestätigen das.
Was uns ebenso immer wieder auffällt, ist die starke Präsenz von deutschen Ladenketten. DM, Lidl, Kaufland und Co. sind stark vertreten und gut besucht. Die Preise sind dabei den deutschen ebenfalls sehr ähnlich. Daneben gibt es jede Menge Mini-Märkte in den Ortschaften, die vor allem die preiswerteren Produkte (und damit auch oft eher das ungesunde Zeugs) vertreiben.
Alles in allem zeigt sich Rumänien also sehr vielfältig mit klaren Tendenzen es der westlichen Welt – und da vor allem Deutschland – gleichzutun.
Es bleibt (wie überall) zu hoffen, dass dabei nicht das Ursprüngliche des Landes auf der Strecke bleibt und dem Konsum alles andere untergeordnet wird.
H2O