Schwarzmeerküste

Die letzten vier Tage haben wir am Strand von Corbu genossen und vieles getan, was am Meer getan werden muss 😁.

Stabile 30-35 Grad und strahlend blauer Himmel brachten uns ordentlich zum Schwitzen und so war es zudem Zeit für ein kleines Haarstyling.

Am Freitag wurden Campingplatz und Strand etwas voller, dennoch war genügend Platz für alle, ohne Gedränge. Zwei Dinge haben uns heute aber vom beschaulichen „Playă de Corbu“ verjagt:

  1. Die Qualität des Leitungswassers war miserabel, so dass man nach dem Duschen schlechter roch als nach dem Baden im Meer.
  2. Der Weg zum Dörfchen mit kleinem Minimarkt war zwar nicht weit aber ziemlich holprig, so dass Jan immer mit dem Rad los düste. Dabei lässt sich aber nicht so sehr viel Wasser transportieren (und davon brauchten wir aufgrund der schlechten Leitungswasserqualität ja viel). Wir kauften dann also einen 6er-Pack am Strandbüdchen für stolze 54 Lei (~ 10 €) 🙈.

Heute packten wir also unsere Sachen und zogen weiter gen Süden bis zur Hafenstadt Constanța. Rund um diese Stadt ist von beschaulicher Küste nichts mehr übrig. Häuser- und Hotelblöcke sowie viele, viele Menschen prägen das Bild.

Die wenigen Campingplätze sind überfüllt und so entschieden wir uns kurzerhand für eine Übernachtung im Hotel, denn einen kleinen Eindruck von der Stadt wollten wir uns dennoch verschaffen. Die Nachmittagshitze überstanden wir gut in der Shoppingmall, die mindestens so schön wie unsere Altmarktgalerie in DD ist und am frühen Abend bummelten wir durch die Altstadt und an der Küstenpromenade entlang. Ein tolles Abendessen in einem Restaurant mit Blick über das Meer und die absolut touristischen Stadtstrände krönte unseren Citytrip.

Morgen geht es für uns zur vermutlich letzten Station in Rumänien und dann wohl bald über die Grenze nach Bulgarien. Wie immer werden wir berichten 🤗.

Yippieee!!…🌞

…wir sind am Schwarzen Meer angekommen!

Wir stehen nun erst einmal ziemlich nördlich an der Küste in Corbu, denn hier ist es, wie gehofft, noch nicht sooo überlaufen, was sich vermutlich gen Süden ändern wird. Die Anfahrt war auf den letzten Metern etwas holprig, aber so ist es eben im wilden Rumänien 🤭. Unterwegs machten wir einen Zwischenstopp an der Festung Enisala, mit abschließenden schönen Blick auf einige Seen und Kanälchen des Deltas.

Der Stellplatz hier ist nicht der Hit aber zweckmäßig, denn die Toiletten sind ordentlich, wir haben links und rechts etwas Platz und nach 100m sind wir am Strand. Die Wellen toben heute und wir hatten gleich nach Ankunft richtig Spaß!

Donau-Delta

Heute erhaltet ihr ein paar Impressionen von unserer gestrigen Tour durch das Donau-Delta. Es war beeindruckend und sehr entspannt, denn 16.30 Uhr ging es mit dem Campingplatzbesitzer im Auto etwa 4km bis zum kleinen Hafen des Ortes. Dort stiegen wir, zusammen mit einem Pärchen aus Moldawien, auf sein kleines Motorboot und dann schipperten wir 3 Stunden durch einen kleinen Teil des Deltas. Dessen Ausmaß von ca. 5165 km² wurde uns während der Tour so richtig bewusst und wir konnten die Einzigartigkeit dieser Landschaft bewundern. Es herrschte eine himmlische Ruhe und Unbeschwertheit, die es mir möglich machte, bewusst Dankbarkeit für diese Reise mit all seinen Facetten, die wir aktuell erleben dürfen, zu empfinden. Denn oft läuft es wie ein Film in meinem Kopf ab. Und natürlich vergisst man auch im Reisealltag, der auch nicht immer nur rosig und entspannt ist, welches „Geschenk“ wir uns selbst, aber natürlich auch wesentlich erleichtert durch die optimalen Rahmenbedingungen unseres Landes, gemacht haben und noch weiter machen werden 😊.

Diese Muscheln schwimmen im übrigen im Delta und unser Kapitän hat sie uns rausgefischt und geschenkt:

Heute ist „Platztag“, wir neigen öfters dazu auch Relaxtag zu sagen. Aber eigentlich stimmt das nur halb, denn wir relaxen nicht nur, sondern wir erledigen dann immer auch die kleinen notwendigen Haushaltsangelegenheiten und schwupps ist dann auch so ein Tag schnell um 😅.

Zum Abschluss werden wir heute noch Fisch essen gehen, denn der wird natürlich frisch aus dem Delta serviert und soll super sein. Wir sind gespannt! Morgen fahren wir weiter, denn das Meer ruft uns und wir träumen von einem schönen Stellplatz, an dem wir Sonne, Strand, Meer und Ruhe genießen dürfen. Mal sehen was die Realität zu bieten hat 🤭.

Ankunft am Donau-Delta

Heute sind wir nach drei Fahretappen im Donau-Delta angekommen und haben auf dem Weg dahin ein paar spannende Dinge erlebt.

Zwischenstopp 1 haben wir bei den Schlammvulkanen in Buzau gemacht. Direkt unterhalb gab es einen einfachen, netten Campingplatz.

So konnten wir gleich am nächsten Morgen den kurzen Fußmarsch zu den Vulkanen starten und dieses besondere Naturphänomen bewundern.

Anschließend aßen wir im kleinen Restaurant des Campingplatz noch eine Ciorbâ (saure Gemüsesuppe, von der ich berichtete)

und dann ging unsere Fahrt weiter – ca. 3 Stunden, mit Pausen und ggf. Einkauf wird es immer mehr und das reicht uns allen dann auch völlig 😄. Das Highlight dieser Tour war dann die Fährfahrt über die Donau. In der Stadt Băila gibt es keine Brücken, die Donau durchquert aber die Stadt, so dass alles über Fährbetrieb läuft.

Übernachtet haben wir im Turtle Camp, ein kleiner Platz unter vielen Obstbäumen.

Heute brauchten wir dann nur noch 2 Stunden und erreichten am frühen Nachmittag den kleinen Ort Murighiol, südlich des Deltas gelegen. Hier haben wir nun einen schönen, kleinen Campingplatz und ein deutsches, nettes Rentnerpaar ist auch da, bei denen Hanni schon sitzt und beschäftigt wird 😅👍.

Die Campingplatzbesitzer bieten auch Bootstouren im Delta an, dies planen wir morgen auszuprobieren. Und je nachdem, wie uns die Mücken hier nerven werden, bleiben wir dann noch ein paar Tage oder ergreifen schnell wieder die Flucht.

B wie Berg, Bärenreservat und Bye Bye

Heute haben wir Râsnov verlassen und durften noch drei schöne letzte Tage in dieser wunderbaren Umgebung erleben!

Am Mittwoch machten wir eine Bergtour zur Cabana Postavaru (Julius-Römer-Hütte).

Wir fuhren mit der Bergbahn hinauf auf 1799m und genossen dort keinerlei Aussicht, da dicker Nebel, bei 12 Grad, war.

Aber wir freuten uns trotzdem auf dieses kleine Bergabenteuer, denn wir hatten bereits eine Woche zuvor eine Übernachtung in der Berghütte gebucht. Bis zur Hütte war es nur ein kleiner Spaziergang hinab auf 1604m und als wir gegen 14 Uhr ankamen, zog der Himmel für ca. 15 Minuten auf und der Ausblick war toll und durch die Nebelschwaden etwas mystisch zu gleich.

Die Hütte war gemütlich, rustikal und für uns typisch rumänisch – viele Hunde, alle entspannt, keine Hektik, auf den ersten Blick alles schön gemütlich, auf den zweiten Blick offenbart sich die rumänisch, laxe Art (Gardinen hängen auf Halbmast, Schrank schließt nicht, da Schließmechanismus schief angebracht usw.) 🤣. Aber es war ordentlich sauber und die Betten sehr gemütlich!

Hanni hatte Spaß mit einem der Hunde und ich freute mich nach einer Runde Yoga auf eine schöne warme Dusche. Mein Traum der Dusche platzte genauso wie mein Traum einen schönen Sonnenuntergang zu erleben, denn das Wasser kam nur kalt und draußen war wieder never ending Nebel und Regen.

Aber so ist das eben, Vorstellung und Realität sind nicht immer deckungsgleich. Ich ärgerte mich also nur ganz kurz, schlüpfte in all meine Sachen zurück und kuschelte mich bibbernd ins Bett. Jan und Hanni gesellten sich schnell hinzu und so wurde mir auch bald wieder warm und wir hielten ein Spätnachmittagsschläfchen.

Gegen 18 Uhr gingen wir zum Abendessen, mit dem Vorhaben etwas schönes zu essen und dann direkt zurück ins Bett zu wandern. Diesen Plan hatten wir aber eben wieder ohne unsere lieben Rumänen gemacht und so kam es natürlich anders. Die aushängende Speisekarte war klein aber das störte uns nicht, Jan übersetzte alles und nach ca. 15 Minuten kam auch die deutschsprechende junge Frau, welche uns nachmittags freundlich aber selbstbewusst empfing. Sie erklärte uns, dass wir nun erstmal einen rumänischen Eintopf bekommen und in ca. 1 Stunde würde noch gegrillt, da können wir uns dann satt essen. Auf unsere Frage, ob wir für Hanni ein paar Kartoffelwedges bekommen können, erhielt Hanni eine klare, spaßig gemeinte aber dennoch ernste Ansage: „Sie könne mal die Suppe probieren, die ist super lecker und ihre Kinder essen sie gern“. Wieder kam bei mir für einige Minuten der Frust über den Verlust meiner/unserer Selbstbestimmheit auf aber das ist eben wieder „Lebensschule“ und auch notwendig wenn man in andere Kulturen eintauchen will. Wir waren an diesem Tag die einzigen fremden Gäste, stattdessen waren Bekannte und Verwandte da, die gemeinsam feierten und so schien die Lust der jungen Frau uns extra etwas zu kochen nicht vorhanden.

Wir bekamen also drei Schüsseln Eintopf, die hier wirklich immer sehr lecker sind. Es sind in der Regel immer saure rumänische Gemüsesuppen, eine Art, wie wir das nicht kennen. In diesem Fall war sie verfeinert mit Hühnchenfleisch (Rumänen sind absolute Fleischesser) und Fadennudeln. Dazu gab es hausgebackenes Brot. (kurzer Exkurs: Brot ist in Rumänien immer Weißbrot, beim Bäcker findet man i.d.R. nur Weißbrot in hundert verschiedenen Formen und Größen. In manchen Supermärkten findet man mal ein eingeschweißtes Körnerbrot oder dunkles Knäckebrot.)

Anschließend gönnten wir uns noch „kalten Hund“, der zwischen den Feiernden zur Selbstbedienung stand und mein Hunger war damit absolut gestillt. Hanni fischte ein paar Nudeln aus der Suppe und war auch zufrieden. Ich verzog mich anschließend wieder ins Bett, denn wenn Rumänen sagen in einer Stunde wird gegrillt, vergehen locker 2-3 Stunden, eh wirklich was los geht. Jan beobachtete mit Hanni das fröhliche Treiben der Rumänen und beide bekamen dann gegen kurz vor 21 Uhr auch noch lecker Fleisch und Salat vom Grill.

Trotz der Feiergemeinde im Haus schliefen wir herrlich, denn Bett- und Schlafqualität waren im Wald-Caravan nur mittel und so genossen wir es mal jeder ein 90er Bett mit ordentlicher Matratze für uns zu haben 😊.

Der Morgen war wieder vernebelt und nach einem netten Frühstück an einem kleinen, liebevollen Buffet wanderten wir ins Tal. Die Wälder hier sind wirklich urig und herrlich und ich kann mir richtig vorstellen, wie die Bären darin rumtollen 😄.

Nach wieder mal anfänglichem Genörgel von Hanni hatten wir dann eine schöne ca. 2,5h Tour.

Im Tal zurück gönnten wir uns noch ein leckeres Mittag im Restaurant und fuhren dann zurück zum Stadthaus von Nicoleta und Bogdan. Wir bereiteten alles für unsere Abreise vor, kochten noch einmal zum Abschluss für die Beiden und verbrachten einen schönen letzten Abend gemeinsam.

Heute Morgen sagten wir gleich nach dem Frühstück „Goodbye“ und trotz aller persönlichen Herausforderungen, steckte uns dabei ein wenig ein Kloß im Hals.

Wir fuhren zum Bärenreservat, um dort nun noch eine Tour erleben zu dürfen. Im Reservat leben aktuell 112 Bären. Erbaut wurde das Reservat 2005, zuvor kümmerte sich der Verein bereits seit 1997 um rumänische Straßenhunde. Bis 2014 wurden ausschließlich Bären gerettet, die von Menschen in Käfigen oder im Zirkus unter sehr schlechten Bedingungen gehalten wurden.

Seither kommen immer mehr Bären aus der Wildnis hinzu, die von Menschen direkt oder indirekt (Mülltonnen) gefüttert werden und damit die Scheu vor dem Menschen verlieren. Bestes Beispiel dafür ist dieser Bär:

Er wurde von einem Restaurantbesitzer regelmäßig gefüttert, so dass er immer mehr die Scheu verlor, sich irgendwann das Essen aus der Küche holte und schlussendlich bei einer im Restaurant stattfinden Hochzeit auftauchte.

Der Mensch durch Unwissen oder für Geld- und Tourismuszwecke ist also hier Ursache für das Leid der Tiere.

Wir haben höchsten Respekt vor der Arbeit der Organisation im Reservat. Denn sie versuchen den Bären ein schönes, artgerechtes Leben bis zum Ende ihres Daseins zu ermöglichen. Als gemeinnützige Organisation ist das nicht immer einfach, besonders in Krisenjahren wie jetzt, wo keine oder nur wenige Touristen kommen. Für unser Gefühl leistet das Reservat eine tolle Arbeit zwischen Schutz der Tiere und Zugang inkl. Aufklärung für die Öffentlichkeit. Daher haben wir am Ende eine Geldspende von 60 € geleistet und Hanni dafür sinnbildlich den kleinen Bären Bruni adoptiert.

Bruni ist mit ca. 3 Monaten aktuell der jüngste Bewohner des Reservat. Er wurde am Straßenrand, klein, schwach, verletzt am Kopf und umringt von einigen Straßenhunden gefunden. Mit zwei anderen kleinen Bären geht es ihm nun im Reservat gut und sie tollen umher, wenngleich er seine Mama bestimmt vermisst.

Ein abschließendes Picknick neben dem Parkplatz mit Blick auf Râsnov und Umgebung rundete unseren aufregenden Aufenthalt in dieser Region ab.

Nun sind wir unterwegs gen Ostküste, um dort ins Donau-Delta und Schwarze Meer „einzutauchen“. Wir freuen uns auf neue Eindrücke, Landschaften und Abenteuer und werden wie immer berichten 🤗.

Râsnov = Rosenau

„In Rosenau, in Rosenau, da war der Himmel immer blau. Doch nun zum Schluss, am Fluss, da gab es einen ordentlichen Gewitterguss.“

Diese Zeilen haben wir heute spontan zusammengereimt, als wir den Caravan im Wald ausgeräumt und verlassen haben 😄. Denn wir stellten bei einem kurzen Rückblick fest, dass die gesamten Wochen hier, immer gutes Wetter war. Letzte Nacht allerdings zog ein ordentliches Gewitter auf und wir durften auch diese Stimmung im Wald noch einmal „genießen“. Dank der Berge kommt der Donner richtig ins klingen und ich saß mindestens dreimal aufrecht im Bett. Es regnete die gesamte Nacht stark, so dass die Buckelpiste zurück in die Stadt heute morgen neben Wasser noch mehr Buckel hatte. Wir waren erneut froh, dass wir nicht mit Luigi in den Wald gefahren waren.

Heute wollten wir ins Bärenreservat, leider entsprachen die Einlasszeiten auf deren Homepage nicht mehr der Realität und so waren wir zu spät 🤨. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben, vielleicht probieren wir es nochmal. Ein spontanes, kleines Picknick in unserem Zelt mit Blick auf die Regenstimmung in den Bergen, tröstete uns und so blieb uns anschließend genug Zeit all unsere Dinge wieder in den Luigi einzuräumen. Denn für morgen planen wir noch eine kleine Bergtour als Abschluss unseres Karpatenaufenthalts, zu machen. Und dann werden wir uns so langsam in Richtung Meer begeben.

Heute Abend tauchte dann noch spontan eine befreundete Familie von Bogdan und Nicoleta auf. Beide jung, offen und voller guter, kreativer Ideen. Er Journalist, sie Modedesignerin, beide aber viel im Onlinebusiness als Influencer unterwegs. Das erste Mal, dass ich Influencer kennengelernt habe, die wirklich ständig von allem Filmchen machen und bei Instagram posten. Natürlich auch glatt mit von uns, ohne zu fragen, völlig normal – ich hatte meinen Spaß dieses Treiben zu beobachten 🤭.

Gestern besuchten wir die Stadt Braşov – eine schöne, kleine und wieder deutschgeprägte Stadt.

Neben der üblichen Altstadtbesichtigung zeigten uns Nicoleta und Bogdan auch den Flohmarkt, den sie gern besuchen. Dort werden Unmengen importierte (vorrangig wohl aus Deutschland, Norwegen und Schweden) Klamotten, Schuhe, Hauswäsche, Geschirr und anderer Trödel für kleines Geld verkauft. Wir staunten nicht schlecht 😄 und Jan hatte sogar etwas Muse die Berge zu durchstöbern und kaufte sich eine Hose + einen Pullover.

Es ist einfach herrlich, was wir erleben dürfen und wir freuen uns regelmäßig unsere Erlebnisse und Gedanken mit euch teilen zu dürfen. Danke, dass ihr fleißig lest und uns immer wieder liebe Worte oder auch Nachfragen zukommen lasst!

In Bogdans Reich

In der dritten Woche unseres Aufenthaltes bei den „Bogdans“ in Rásnov ist es mir ein Bedürfnis diesen besonderen Ort und ein paar unserer Erlebnisse hier genauer zu beschreiben.

Neben den ziemlich normalen Stadthaus, welches sie erst dieses Jahr gekauft haben, haben die Bogdans vor sieben Jahren 1.5 Hektar Waldland in den Ausläufern der Karpaten gekauft und darauf direkt ein Haus selbst gebaut.

Der Zugang zum Grundstück erfolgt über einen stark zerklüfteten Feldweg, so dass wir uns entschieden haben unseren Luigi in der Stadt zu lassen und uns hier in einem alten herumstehenden Wohnwagen (mit dem die Bogdans 2013 für neun Monate zu fünft (!) Europa bereisten) kurzfristig einzurichten. Im Nachhinein eine super Entscheidung, ohne die wir einige Erfahrungen nicht so intensiv hätten machen können.

Das Haus ist fast in reiner Eigenleistung gebaut, mit Unterstützung durch Reisende, die ihre Fähigkeiten bestmöglich mit eingebracht haben. Der Elektriker z.B. kam irgendwo aus Afrika :-). Das Haus ist zu großen Teilen aus recycelten bzw. gebrauchten Materialien gebaut. Das heißt vor allem auch, dass hier nichts Standard ist. Jedes Fenster ist anders, jeder Boden, es gibt eigentlich keine geraden Wände – diese sind aus Strohballen und Lehm geformt, das Grundgerüst ist natürlich Holz, das Dach ist aus Blech. Dabei ist das Haus sozusagen organisch gewachsen und immer wieder verbessert worden. Natürlich ist es aber bis heute nicht fertig, das gesamte Obergeschoss wartet noch auf den Ausbau.

Es gibt hier keinen Strom- und Wasseranschluss, beides wird selbst erzeugt bzw. gefördert. Zusammen mit dem kleinen Garten und den Nachbarn die Milch, Käse, Fisch und Fleisch produzieren ist das ein wirklich unabhängiger Ort.
Wobei die Familie auch ganz „normal“ einkaufen geht und dabei versucht naturgerecht zu konsumieren. Das gelingt auch hier nur teilweise.

Solaranlage

Auch wenn das alles sehr idyllisch klingt, muss man das richtig wollen. Die ersten Jahre hier waren ohne jeglichen Komfort (heißt also „durchziehen“), das Klima ist kühl-feucht (im Sommer im Vergleich zur Stadt sehr angenehm) und die Winter rauh.

Ich habe noch niemals einen solchen Ort – irgendwie abseits der Zivilisation aber dennoch nah dran – erleben dürfen und bin sehr dankbar, dass uns unser Weg hierher geführt hat.

Dabei ist der Aufenthalt für uns nicht immer einfach, es gibt zahlreiche Herausforderungen denen wir uns stellen dürfen oder bereits durften.

Da sind zuallererst einmal die blutsaugenden Insekten: diese haben vor allem mich entdeckt und ich habe unzählige Stiche und sicher schon einen halben Liter Blut unfreiwillig abgegeben.

Die nächste Herausforderung sind die Hunde: nicht nur das die eigenen zwei Hund halbe Kälber sind, nein, die Hunde in der Umgebung sind teilweise noch größer und für uns schwer berechenbar.
So war ich einen Tag mit Bogdans Freund César im Wald laufen, als uns nach ca. 1.5km erst zwei und kurz darauf fünf Schäferhunde zum geordneten Rückzug zwangen. Wilde große Kerle die unmissverständlich klar machten: das hier ist unser Gebiet. César blieb cool und redete und pfiff ruhig auf die Hunde ein und wir gingen langsam Rückwärts (wegrennen nützt wohl nichts, hätte ich aber allein sicher getan) bis sie von uns abließen. Also einfach mal loswandern hier ist für uns schwierig, wir verlassen uns
somit auf die offiziellen Wandergebiete.

Eines Nachts war zudem einer der Hunde namens Albush ausgebüchst und ich ich war hart an meiner Grenze den Kollegen einzufangen und einzusperren. Ich glaube er hatte letztendlich Mitleid mit mir und hat es dann geschehen lassen. Meine Angst war sicher für ihn gut spürbar. Früh um fünf befreite ich dann noch den zweiten und noch größeren, zotteligeren Hund namens Zora von ihrer verhangenen Kette. Seitdem sind wir irgendwie Kumpels :-).

Für Hundekenner und Liebhaber sicher alles kein Problem und für mich eine gute Schule – aber eins ist Fakt: ich bin und bleibe ein Katzenmensch 🐱.

Eine weitere Herausforderung ist das schlafen im bzw. am Wald: eine diffuse Angst bemächtigt sich meiner und ich muss mir immer wieder klar machen, dass dazu kein Grund besteht. Das wird durch irgendwelches Getier unter unserem Wohnwagen immer wieder erschwert. Manchmal glauben wir auch, dass Mäuse unter den Klappen auf denen wir schlafen unterwegs sind. Und pullern gehen draußen im Dunkeln mit all den Insekten, halbwilden Hunden und anderen Tieren – da klopft das Herz schon mal etwas schneller. Und ich dachte immer ich bin ein Naturbursche…

Klingt schon etwas lächerlich, ist aber dennoch meine aktuelle Realität. Zum Glück habe ich die Toilette in Stand gesetzt, falls nötig kann nun auch drinnen gepullert werden =).

Zu guter Letzt noch einmal die permanente Herausforderung Sauberkeit: das läuft hier einfach auf einem anderen Level ab. Und es scheint der Familie gut damit zu gehen! Mittlerweile haben wir uns aber auch daran gewöhnt bzw. machen unser Ding wenn es nötig ist. Laut Aussage von Bogdan sind die Kids auch fast nie krank und sehr robust. Interessant.

Ja, das alles sind eher Kleinigkeiten (und „Es ist nur in deinem Kopf“) und zeigt mir deutlich wie viele Komfortzonen und hohe Standards in meinem bzw. unserem Leben eben Normal sind. Ob wir das alles so brauchen ist eine sehr gute Frage.

Die positiven Eindrücke überwiegen bei Weitem: die Nähe zur Natur, der tolle tägliche Ausblick auf die Berge, baden im eiskalten Gebirgsfluss, barfußlaufen, gemeinsam kochen, wandern und vor allem unsere Projekte hier machen riesigen Spaß.

Jedes dieser Projekte hat natürlich einen passenden Namen – so auch das erste welches wir in Angriff genommen haben: „Warm water for Bogdan“.

Dabei habe ich mit Bogdan das Gerüst, welches die Warmwasseraufbereitung (Solar) trägt, instandgesetzt. Das Ganze war etwas abenteuerlich, weil die Konstruktion eben schon stark marode war und eigentlich komplett neu aufgebaut werden müsste. Aus Ressourcenmangel musste aber das Bestehende irgendwie instandgesetzt werden, was dann letzendlich mit Wagenheber und Metallstützen gelang.

Das nächste Projekt „Stairway to heaven“ war eine Treppe, die die untere Wiese mit den Wohnwagen mit dem auf der oberen Wiese stehenden Wohnhaus verbindet. Einfach in den Hang gehauen, Bretter an die Stufenfront, die Trittflächen mit Steinen belegt und mit Mörtel verfugt – macht sie zumindest aktuell einen stabilen Eindruck.

Der Wohnwagen in dem wir nun gerade beheimatet sind, wurde durch das Projekt „TurtlePower“ wieder per Solarpanel und Autobatterie mit Strom versorgt (Kommentar Sindy: „Wir brauchen keinen Strom, wir brauchen sauberes Wasser.“ Wird noch.) und im Zuge des Projektes „Blooming Roses“ mit hängenden Blumenhaltern und selbstgebauten Balkonkästen verschönert. Der Wohnwagen ist nun wirklich gemütlich und auch das Wasser fließt – allerdings mangels sauberen Wassertank noch nicht nutzbar und zudem zeitgleich aus der Dusche wenn man in der Küche das Wasser anstellt. Darum darf sich aber der nächste Gast kümmern :-).

In den letzten Tagen haben wir das Wohnmobil der Familie mit bemalt, die nächste Woche damit nach Griechenland fahren wollen. Eine meditative Tätigkeit. Ein Teil von uns fährt nun also immer mit – irgendwie ein schönes Gefühl.

Es ist wunderbar Kleinigkeiten mit beitragen und dabei sehr frei und ohne jeglichen zeitlichen Druck mitmachen zu können. Das Zusammenleben gestaltet sich unglaublich locker und eben „Free-style“.

Diese Grundhaltung wird durch den engen Austausch mit Bogdan und Nicoletta immer wieder deutlich. Vor allem die Gespräche am Lagerfeuer geben mir dabei Einblicke in die Gedankenwelt von Bogdan. Dabei stimme ich nicht mit allem überein, viele Ansichten teile ich jedoch und fühle mich sogar bestärkt.

Auf meine Frage, wie oft er denn an dem Projekt „Leben im Wald“ beim umsetzen gezweifelt habe, schaut er mich etwas verwundert an. „Ich habe das gewollt und alle auftretenden Probleme betrachte ich als Chance etwas Neues zu lernen.“ Kein großes Handern, sondern eine Lösung suchen und umsetzen. „Live is a puzzle“ – und wenn Du etwas richtig willst und alles dafür tust, kommt auch alles zur rechten Zeit. So hat er auch zwei Jahre auf die Glasfront im Wohnzimmer gewartet und bis dahin das 2×2 meter große Loch in der Wand mit Folie verdeckt. Denn er wollte keine fertige Lösung kaufen sondern eben Altes recyclen. Klare Linie. Nach zwei Jahren kam plötzlich die heutige Glasfront über Kontakte hierher und passte sofort perfekt in das Loch. Witzig und doch für mich (bisher) unvorstellbar.

Auch betrachtet er Emotionen wie Ärger, Wut, „etwas jetzt unbedingt haben oder tun wollen“ als Herausforderung und trainiert sich selbst diesen eben nicht immer nachzugeben. Und das kann man vor allem im Umgang mit seinen vier Kids spüren. Zum abgucken.

Auch die ständigen Planänderungen hier gehören zum Programm und werden meist gelassen oder mit Humor hingenommen – dann wird aber auch sofort losgelegt. Nicht immer „Quality first“, aber mindestens ausreichend. Das ist der hier vielbeschworene „Latin-Way“.

Das er dem Darwinismus und der Evolutionstheorie skeptisch gegenübersteht: „Glaubst Du wirklich, dass das was wir heute sind durch Evolution aus dem Affen entstanden ist?“ ist nicht meine Meinung, aber die Frage ist dennoch gut. Wir verschleißen uns jedoch nicht mit Meinungsverschiedenheiten, jeder darf seine Weltsicht behalten und bei Bedarf neue Einsichten integrieren.

Auf jeden Fall teile ich die Einstellung: „Alles ist möglich, wenn Du dir deiner wahren Ziele bewusst bist und alles dafür tust.“ sehr und finde hier einen Ort und vor allem Menschen die diese bestätigen.

Dem ist nichts hinzuzufügen.
Namaste.

Fotoshooting

Hanni hatte vor einigen Tagen ihr erstes kleines Fotoshooting für Lilutesa (das Sachenlabel von Nicoleta). Eine Freundin von ihr macht regelmäßig Fotos von ihren oder befreundeten Kids, um neue Klamotten in Szene zu setzen und auf ihrer Homepage zu präsentieren. Hanni durfte mit dabei sein und die beiden „blond girls“ hatten ein gemeinsames Shooting. Heute sind die Bilder eingetroffen und es sind viele Schöne dabei, finde ich 🥰.

Hier der Link zur Homepage, zum stöbern und falls ich Jemandem etwas mitbringen soll 😉.

www.lilutesa.ro

Gestern haben wir entschieden, dass wir am Mittwoch hier „Adieu“ sagen werden. Bis dahin genießen wir noch die kühlen Abende hier im Wald und planen noch den ein oder anderen Ausflug – ich werde berichten 😊.

Allerlei Erlebnisse

Es wird wieder höchste Zeit für einen Bericht, denn in den letzten Tagen haben wir viel Schönes erlebt! Nach unserem, vor allem meinem „Tief“ am vergangenen Samstag, ging es mit der Stimmung steil bergauf und man kann nun fast sagen, dass wir uns an das Dasein und die Gegebenheiten hier gewöhnt haben 😄.

Am Sonntag waren wir mit unseren „neuen“ Nachbarn, ich berichtete bereits, im Königstein-Gebirge (die Karpaten sind in verschiedene Gebirgszüge unterteilt, die meist auch einen deutschen Namen haben) wandern. Es war eine wunderbare Tour, perfekt für Kids und Erwachsene. Durch eine schöne Landschaft und tolle Wildblumenwiesen ging es hinauf zu einer Bergkirche.

Dort fand gerade ein Gottesdienst statt, Letitia nahm an der Zeremonie teil und wir machten ein Mittagspicknick auf der Wiese. Als der Gottesdienst zu Ende war, verteilte eine Frau eine Art Porridge im Plastikbecher. Auch wir bekamen einen und es schmeckte total super! Letitia erklärte mir dann, dass es sich dabei um Koliva, einen für die Balkanländer typischen „Trauerkuchen“ handle und dieser dem Gedenken der Toten diene. Hauptzutat sind weich gekochte Weizenkörner, die mit Zucker oder Honig gesüßt und dann mit Nüssen, Rosinen o.ä. verfeinert werden.

Wir wanderten anschließend noch ein kleines Stück weiter, zu einer kleinen Kirche in einer Felshöhle und machten uns dann auf den Rückweg.

Hanni zickte anfangs der Wanderung leider wieder ziemlich rum, aber hintenraus hatte auch sie ihre Freude.

Abends kochte Bogdan Polenta im Feuerkessel. Verfeinert wurde diese mit Schafskäse vom Nachbarn und Spiegelei. Wir durften nun mittlerweile verschiedene Polentagerichte probieren und eins ist sicher, dieses Gericht wird auch bei uns zukünftig häufiger auf dem Speiseplan erscheinen 😋.

Am Montag werkelten die Jungs fleißig auf dem Grundstück. Bogdan begann eine Außentoilette zu bauen, Jan kreierte Blumenkästen für die Terrasse „unseres“ Caravans.

Letitia wollte mit ihren Kids in den Dinopark von Râsnov und nahm Hanni und mich mit. Hanni war happy hoch drei, während sich die Kids von Letitia schnell langweilten (warum auch immer) und so war unser Aufenthalt dort leider nicht zu lang und Hanni traurig, aber was solls, wir fanden es trotzdem schön und ein Eis am Ausgang ließ die Tränen schnell trocknen.

Abends reisten Letitia und Co. wieder ab und wir freuten uns über die wiedergewonnene Ruhe und darüber wieder mehr Freiraum rings um „unseren“ Caravan zu haben.

Gestern fuhren wir zum Stadthaus, nahmen mal wieder eine ausgiebige Dusche und wuschen unsere Wäsche. Zudem besuchten wir den kleinen Markt von Râsnov und kauften neben Obst und Gemüse auch noch ein paar Kräuter für die neugebauten Blumenkästen.

Wir stellten fest, dass diese kleine Stadt uns nun schon sehr vertraut ist und wir uns gar nicht mehr so sehr wie Fremde fühlen – ein schönes Gefühl.

Bogdan hatte dann am selbigen Tag eine neue Projektidee, die da hieß: das Wohnmobil der Familie bemalen. Er hatte schon konkrete Pläne aber um die Vorlage auf das Mobil zu übertragen, sollte ein Beamer verwendet werden und das bedeutete: Beginn der Arbeit mit Einbruch der Dunkelheit. Also fuhren wir zurück in den Wald, verbrachten dort ein paar ruhige Stunden zu dritt, packten alles Notwendige für den Abend und eine Nacht im Luigi ein und fuhren zurück zum Stadthaus. Als alle Kids inkl. Nicoletta im Bett waren, starteten wir zu dritt das „Malen im Dunkeln“. Das war sehr entspannt und kurzweilig und wir schliefen zu später Stunde glücklich und richtig gut endlich mal wieder in unserem Luigi.

Heute starteten wir sehr gemütlich in den Tag. Die Bogdan-Family hatte mit sich zu tun und so fuhren wir gegen Mittag am Stadthaus los in Richtung Waldhaus. Nahmen aber einen ca. 1,5 h Umweg und machten eine kleine Jeeptour durch die Berge. Denn zum hin- und herfahren zwischen den Grundstücken dürfen wir immer das alte Geländeauto von Bogdan benutzen. Innen stinkig und ekelhaft, aber was solls, man lernt damit umzugehen und wir sind dankbar, dass wir diese Freiheit haben und das Auto nutzen dürfen. Im Reiseführer hatte ich bereits von zwei schönen Bergdörfern ganz in der Nähe gelesen, fragte mich aber, ob das mit Luigi wirklich machbar ist. So nutzten wir die Chance heute und düsten mit dem Jeep durch die Dörfer und die wahnsinnig schöne Berglandschaft. Schnell war die Straße „nur“ noch eine Schotterpiste und es ging steil bergauf und bergab. Ein richtiges schönes Abenteuer und absolutes Balsam für meine Seele 😍.

Als wir happy am Waldgrundstück ankamen, traf auch bald die Bogdan-Family inkl. deren Wohnmobil ein und wir malten gemütlich bis zum Einbruch der Dunkelheit weiter.

Das Wetter ist hier im übrigen täglich warm (ca. 30 Grad) und sonnig, gelegentlich gibt es mal kurze Regenschauer. Zwischen dem Stadt- und Waldgrundstück liegen nur 15min Fahrt aber die klimatischen Unterschiede sind immens. Während die Luft in der Stadt wirklich drückend heiß ist, ist es hier durch die Wälder und den Fluss sehr angenehm. Die Nächte kühlen deutlich ab und morgens ist die Wiese täglich richtig nass vom Tau. Ein beeindruckendes Klima und offensichtlich der Grund dafür, dass die Wälder an und in den Bergen so schön grün und saftig sind. Wir werden nun die nächsten Tage vorrangig hier im Wald verbringen, denn es soll heiß und trocken bleiben. Am Samstag fahren die drei großen Kids der Familie ins Ferienlager und wir überlegen, ob wir dann ebenfalls weiterreisen, denn für Hanni wird es dann vermutlich langweiliger. Aber vielleicht bleiben wir auch noch ein bisschen, jetzt wo wir uns recht gut eingelebt haben – mal sehen wie wir uns entscheiden, aktuell haben wir täglich schwankende Ideen und Meinungen dazu 😄.

Routine und persönliche Grenzen

Das unser Leben zu großen Teilen aus Routinen besteht, war mir bereits vor der Reise klar, wie anstrengend es sein kann, keine zu haben bzw. fast täglich Neue zu finden, ist eine herausfordernde und durchaus kräftezehrende Erfahrung für mich, dazu im Verlauf des Beitrages mehr.

Am Donnerstag arbeiteten wir den ganzen Tag im Stadthaus der Familie mit, den wie bereits im letzten Eintrag erwähnt, war aufräumen angesagt. Mein Part war es Mittagessen für die Mannschaft zu kochen, klingt easy, war aber mit mehreren Stunden Arbeit verbunden, denn erst musste ich die Küche so beräumen, dass ich überhaupt Platz hatte, dann begann das eigentliche Kochen und anschließend war Aufräumen angesagt. Da es keinen Geschirrspüler gibt, nimmt Geschirr abwaschen hier besonders viel Zeit in Anspruch. Aber gut, Zeit ist ja das, was wir gerade haben und meine Lust zum Aufwaschen war zumindest am Donnerstag noch gegeben. Jan beräumte mit Bogdan deren Carport, welcher eigentlich als Außenküche genutzt werden soll, da die Küche im Haus sehr klein ist.

Dies erschwerte im Übrigen meine Arbeit des Kochens, da ich ständig zwischen beiden Küchen hin und her rennen musste 😄.

Am späten Nachmittag bespaßte ich dann noch Hanni und Enia, wusch unsere Wäsche und versuchte in der Miniküche im Haus etwas Ordnung und Struktur reinzubringen. Dies gab ich schnell auf, denn keiner der Familienmitglieder ist das gewohnt und so hält die Ordnung nicht länger als 30 Minuten an. Abends fuhren wir geschafft zurück in unseren Waldcaravan, die Bogdan-Family blieb im Stadthaus und so freuten wir uns auf ein paar Stunden Ruhe und Dreisamkeit. Leider war dies vor allem für Jan nicht wirklich gegeben, denn die Familie hat (natürlich) auf beiden Grundstücken Hunde 🐕 in Kälbergröße. Und Albusch (der eine von den Zweien im Waldgrundstück) hatte sich aus dem Hundezwinger befreit als wir da ankamen. So war es Jans Challenge bis Mitternacht den Hund wieder in seinen Zwinger zu bekommen, leider gelang es nur kurz und er war wieder weg. Die Konstruktionen hier sind leider sehr „russisch“ und der Hund sehr clever. So war die Nacht dann für Jan sehr unruhig, er machte sich immer wieder Gedanken wegen des Hundes und der andere Hund im Zwinger jaulte die ganze Nacht, da sein Kumpel nicht da war.

Am Freitag startete Jan müde in den Tag, es gelang ihm aber beide Hunde wieder einzusperren und anzuketten. Ich dagegen genoss die Ruhe hier in der Natur bei einer Runde Yoga mit Blick auf einen schönen Berggipfel.

Anschließend ging es wieder in die Stadt und erneut kümmerten wir uns um das Mittagessen für die gesamte Truppe. Die Stimmung war bei allen etwas angespannt, Nicoletta räumte wie wild, denn am Nachmittag trafen ihre Eltern sowie die Mutter von Bogdan ein. Meine Lust am Abwasch war verschwunden aber ich gab nochmal mein Bestes, denn danach war „Freetime“ angesagt, denn die Familie hatte mit der Ankunft der Großeltern zu tun. Und ich muss erwähnen, im Haus war zu sehen das aufgeräumt und etwas geputzt wurde! Abends gingen wir mit der Family sowie Freunden der Familie zu einem kleinen, gemütlichen Jazz-Konzert im Hinterhof des Umwelt-Begegnungszentrum, in dem sich Bogdan und Nicoletta ehrenamtlich engagieren. Ein junges Paar machte tolle Handmade-Musik und die Atmosphäre war sehr gemütlich.

Heute stand nun die große Geburtstagsparty für Nicolas auf dem Programm. Ich startete nicht gut in den Tag, denn wir haben Nachbarn bekommen – Cesar und Leticia mit ihren 2 Kindern – und beide waren zu schnell zu vereinnahmend für mich und überschritten, natürlich nicht absichtlich, meine mir hier geschaffenen räumlichen und persönlichen Grenzen. Hinzu kam meine mir hier immer noch fehlende Morgenroutine. An jedem neuen Campingort müssen wir eine neue Routine für uns finden. Hier fällt es mir besonders schwer, da wir nicht in unserem Bus wohnen, kein fließend Wasser und keinen Strom im Caravan haben und viele Menschen um uns herum sind. Erschwerend hinzu kommt der Zustand des Badezimmers im Haus der Bogdan-Family. Mal abgesehen vom sehr schnuddeligen Zustand geht die Tür weder einzuklinken noch abzuschließen. Außerdem haben die Katzen im Bad ihren Futterplatz sowie ihr Katzenklo. D.h. ganz praktisch betrachtet kann man (oder zumindest ich) nicht in Ruhe im Bad sein, denn neben der Befürchtung, dass jeden Moment jemand der Anderen reingestürmt kommt, kommt definitiv eine der Katzen reingewatschelt und damit steht dann auch die Tür offen. Klingt lustig ist es aber nicht. Aber es gibt ja für jedes Problem eine Lösung, so musste Hanni mir heute als Türwächter dienen als ich mal 5 Minuten „Ruhe“ im Bad benötigte. Hanni jammerte zwar, da sie den Gestank des Katzenklos nicht aushält aber man muss eben auch für seine Mutter mal ein Opfer bringen 🤣. Nun ist es spät abends und rückblickend kann ich schon wieder etwas spöttisch auf den heutigen Tag zurückblicken. Aber heute Vormittag hatte ich dieses Gesamtpaket an Herausforderungen wirklich satt. Ich verzog mich in unser Zelt und versuchte mich mit Yoga zu entspannen. Denn mir fehlt Bewegung. Psychische Herausforderungen kann ich gut über Bewegung kompensieren. Dies gestaltet sich hier aber ebenfalls schwierig, denn man kann hier vom Haus aus nicht einfach mal eine große Runde spazieren oder joggen gehen. Ringsherum sind Kuh- und Schafherden, die regelmäßig ihre Plätze wechseln und von vielen aggressiven Hunden bewacht werden. Das ist notwendig, da hier Bären und Wölfe natürliche Feinde sind. Nähert man sich als Spaziergänger solch einer Herde, verteidigen die Hunde ihr Revier und das kann gefährlich werden. Bogdan und Nicoletta hatten vor den jetzigen Hunden zwei Hunde, die von Schäferhunden totgebissen wurden. Um mich etwas abzureagieren, sind wir dann aber heute Nachmittag ganz mutig einen Kilometer hinter dem Grundstück bergauf gelaufen und wieder zurück. Das ganze 2 Mal. Jan bewaffnet mit einem großen Schäferstock, vor dem die Hunde wohl etwas Respekt haben sollen, und wir beide immer schön vorsichtig um jede Kurve schauend, ob irgendwo eine Tierherde zu sehen ist.

Die Geburtstagsparty an sich, war entspannt und rustikal. Gegen Mittag kamen die Großeltern aus der Stadt hier her, ebenso einige Freunde von Nicolas. Es wurde gegrillt und rustikal gegessen. Von Hektik und Vorbereitungswahn, so wie ich das von unseren Partys kenne, war nix zu spüren. Es gab weder eine Tafel noch Stühle für alle. Jeder fand schon irgendwo einen Platz. Gegrillt wurde Fleisch, Mais und Paprika. Vom Brotlaib brach sich jeder ab wie er wollte. Und Tomate konnte man sich selbst schneiden oder eben nicht 🙂. Etwas später gab es noch Torte.

Jeder aß wann er wollte und vertrieb sich die Zeit wie ihm beliebte. Die Männer bauten die Treppe vom Garten hinauf zum Haus neu, Bogdan grillt zwischendurch und dann ging das Bauprojekt weiter.

Nachdem ich meine persönlichen Hürden des Tages überwunden hatte, widmete ich mich ebenfalls meinem ersten kleinen Projekt und verschönerte die Terrasse des Caravans mit Blumenampeln.

Mit unseren neuen Nachbarn konnte ich über den Tag hinweg auch meinen Frieden schließen und so planen wir morgen gemeinsam eine kleine Wandertour im Nachbarort zu machen. Sie kennen sich hier in der Region mit guten Wanderrouten aus und so komme ich morgen hoffentlich zu etwas mehr Bewegung!

Namasté 🧘‍♀️