B wie Berg, Bärenreservat und Bye Bye

Heute haben wir Râsnov verlassen und durften noch drei schöne letzte Tage in dieser wunderbaren Umgebung erleben!

Am Mittwoch machten wir eine Bergtour zur Cabana Postavaru (Julius-Römer-Hütte).

Wir fuhren mit der Bergbahn hinauf auf 1799m und genossen dort keinerlei Aussicht, da dicker Nebel, bei 12 Grad, war.

Aber wir freuten uns trotzdem auf dieses kleine Bergabenteuer, denn wir hatten bereits eine Woche zuvor eine Übernachtung in der Berghütte gebucht. Bis zur Hütte war es nur ein kleiner Spaziergang hinab auf 1604m und als wir gegen 14 Uhr ankamen, zog der Himmel für ca. 15 Minuten auf und der Ausblick war toll und durch die Nebelschwaden etwas mystisch zu gleich.

Die Hütte war gemütlich, rustikal und für uns typisch rumänisch – viele Hunde, alle entspannt, keine Hektik, auf den ersten Blick alles schön gemütlich, auf den zweiten Blick offenbart sich die rumänisch, laxe Art (Gardinen hängen auf Halbmast, Schrank schließt nicht, da Schließmechanismus schief angebracht usw.) 🤣. Aber es war ordentlich sauber und die Betten sehr gemütlich!

Hanni hatte Spaß mit einem der Hunde und ich freute mich nach einer Runde Yoga auf eine schöne warme Dusche. Mein Traum der Dusche platzte genauso wie mein Traum einen schönen Sonnenuntergang zu erleben, denn das Wasser kam nur kalt und draußen war wieder never ending Nebel und Regen.

Aber so ist das eben, Vorstellung und Realität sind nicht immer deckungsgleich. Ich ärgerte mich also nur ganz kurz, schlüpfte in all meine Sachen zurück und kuschelte mich bibbernd ins Bett. Jan und Hanni gesellten sich schnell hinzu und so wurde mir auch bald wieder warm und wir hielten ein Spätnachmittagsschläfchen.

Gegen 18 Uhr gingen wir zum Abendessen, mit dem Vorhaben etwas schönes zu essen und dann direkt zurück ins Bett zu wandern. Diesen Plan hatten wir aber eben wieder ohne unsere lieben Rumänen gemacht und so kam es natürlich anders. Die aushängende Speisekarte war klein aber das störte uns nicht, Jan übersetzte alles und nach ca. 15 Minuten kam auch die deutschsprechende junge Frau, welche uns nachmittags freundlich aber selbstbewusst empfing. Sie erklärte uns, dass wir nun erstmal einen rumänischen Eintopf bekommen und in ca. 1 Stunde würde noch gegrillt, da können wir uns dann satt essen. Auf unsere Frage, ob wir für Hanni ein paar Kartoffelwedges bekommen können, erhielt Hanni eine klare, spaßig gemeinte aber dennoch ernste Ansage: „Sie könne mal die Suppe probieren, die ist super lecker und ihre Kinder essen sie gern“. Wieder kam bei mir für einige Minuten der Frust über den Verlust meiner/unserer Selbstbestimmheit auf aber das ist eben wieder „Lebensschule“ und auch notwendig wenn man in andere Kulturen eintauchen will. Wir waren an diesem Tag die einzigen fremden Gäste, stattdessen waren Bekannte und Verwandte da, die gemeinsam feierten und so schien die Lust der jungen Frau uns extra etwas zu kochen nicht vorhanden.

Wir bekamen also drei Schüsseln Eintopf, die hier wirklich immer sehr lecker sind. Es sind in der Regel immer saure rumänische Gemüsesuppen, eine Art, wie wir das nicht kennen. In diesem Fall war sie verfeinert mit Hühnchenfleisch (Rumänen sind absolute Fleischesser) und Fadennudeln. Dazu gab es hausgebackenes Brot. (kurzer Exkurs: Brot ist in Rumänien immer Weißbrot, beim Bäcker findet man i.d.R. nur Weißbrot in hundert verschiedenen Formen und Größen. In manchen Supermärkten findet man mal ein eingeschweißtes Körnerbrot oder dunkles Knäckebrot.)

Anschließend gönnten wir uns noch „kalten Hund“, der zwischen den Feiernden zur Selbstbedienung stand und mein Hunger war damit absolut gestillt. Hanni fischte ein paar Nudeln aus der Suppe und war auch zufrieden. Ich verzog mich anschließend wieder ins Bett, denn wenn Rumänen sagen in einer Stunde wird gegrillt, vergehen locker 2-3 Stunden, eh wirklich was los geht. Jan beobachtete mit Hanni das fröhliche Treiben der Rumänen und beide bekamen dann gegen kurz vor 21 Uhr auch noch lecker Fleisch und Salat vom Grill.

Trotz der Feiergemeinde im Haus schliefen wir herrlich, denn Bett- und Schlafqualität waren im Wald-Caravan nur mittel und so genossen wir es mal jeder ein 90er Bett mit ordentlicher Matratze für uns zu haben 😊.

Der Morgen war wieder vernebelt und nach einem netten Frühstück an einem kleinen, liebevollen Buffet wanderten wir ins Tal. Die Wälder hier sind wirklich urig und herrlich und ich kann mir richtig vorstellen, wie die Bären darin rumtollen 😄.

Nach wieder mal anfänglichem Genörgel von Hanni hatten wir dann eine schöne ca. 2,5h Tour.

Im Tal zurück gönnten wir uns noch ein leckeres Mittag im Restaurant und fuhren dann zurück zum Stadthaus von Nicoleta und Bogdan. Wir bereiteten alles für unsere Abreise vor, kochten noch einmal zum Abschluss für die Beiden und verbrachten einen schönen letzten Abend gemeinsam.

Heute Morgen sagten wir gleich nach dem Frühstück „Goodbye“ und trotz aller persönlichen Herausforderungen, steckte uns dabei ein wenig ein Kloß im Hals.

Wir fuhren zum Bärenreservat, um dort nun noch eine Tour erleben zu dürfen. Im Reservat leben aktuell 112 Bären. Erbaut wurde das Reservat 2005, zuvor kümmerte sich der Verein bereits seit 1997 um rumänische Straßenhunde. Bis 2014 wurden ausschließlich Bären gerettet, die von Menschen in Käfigen oder im Zirkus unter sehr schlechten Bedingungen gehalten wurden.

Seither kommen immer mehr Bären aus der Wildnis hinzu, die von Menschen direkt oder indirekt (Mülltonnen) gefüttert werden und damit die Scheu vor dem Menschen verlieren. Bestes Beispiel dafür ist dieser Bär:

Er wurde von einem Restaurantbesitzer regelmäßig gefüttert, so dass er immer mehr die Scheu verlor, sich irgendwann das Essen aus der Küche holte und schlussendlich bei einer im Restaurant stattfinden Hochzeit auftauchte.

Der Mensch durch Unwissen oder für Geld- und Tourismuszwecke ist also hier Ursache für das Leid der Tiere.

Wir haben höchsten Respekt vor der Arbeit der Organisation im Reservat. Denn sie versuchen den Bären ein schönes, artgerechtes Leben bis zum Ende ihres Daseins zu ermöglichen. Als gemeinnützige Organisation ist das nicht immer einfach, besonders in Krisenjahren wie jetzt, wo keine oder nur wenige Touristen kommen. Für unser Gefühl leistet das Reservat eine tolle Arbeit zwischen Schutz der Tiere und Zugang inkl. Aufklärung für die Öffentlichkeit. Daher haben wir am Ende eine Geldspende von 60 € geleistet und Hanni dafür sinnbildlich den kleinen Bären Bruni adoptiert.

Bruni ist mit ca. 3 Monaten aktuell der jüngste Bewohner des Reservat. Er wurde am Straßenrand, klein, schwach, verletzt am Kopf und umringt von einigen Straßenhunden gefunden. Mit zwei anderen kleinen Bären geht es ihm nun im Reservat gut und sie tollen umher, wenngleich er seine Mama bestimmt vermisst.

Ein abschließendes Picknick neben dem Parkplatz mit Blick auf Râsnov und Umgebung rundete unseren aufregenden Aufenthalt in dieser Region ab.

Nun sind wir unterwegs gen Ostküste, um dort ins Donau-Delta und Schwarze Meer „einzutauchen“. Wir freuen uns auf neue Eindrücke, Landschaften und Abenteuer und werden wie immer berichten 🤗.

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