Vom Aufbrechen und Ankommen
Wir sind seit viereinhalb Monaten auf Reisen und unsere Gedanken, Gefühle und Texte drehen sich ums Heimkehren. Es ist schön zu erleben, wie sich unsere Reise nun im wahrsten Sinne des Wortes abrundet und zu einem Ganzen fügt.
Wenn ich nur oberflächlich zurückblicke, kommt es mir (mal wieder) so vor als ob die Zeit sehr schnell vergangen ist. Aber sobald ich etwas tiefer gehe, entfaltet sich eine große Fülle und Dichte an Erlebnissen, die für immer die meinen bzw. unseren sind. Und dabei jederzeit mit wenig Aufwand wieder abrufbar.
Dabei war es nicht immer einfach. Reisen auf engen Raum, in einem alten Bus und über längere Zeit ist eben kein All-Inclusiv-Paket. Neben ständigem Einkaufen, Abwaschen, Toilette reinigen usw. sind es vor allem das Ankommen (Parkplatz suchen, aufbauen, einfühlen etc.) und das Wiederlosfahren (abbauen, einräumen, Abschied nehmen) was auf Dauer anstrengend wird – weil man sich ständig auf neue Umgebungen, Menschen und Situationen einstellen muss.
Bei all den kleinen Unbequemlichkeiten merken wir auch wieder, welchen Luxus wir zu Hause genießen dürfen – und freuen uns schon auf die immer verfügbare Dusche, die Waschmaschine, den Geschirrspüler und ein großes Bett :-).
Und – und das ist vielleicht die wichtigste Zutat zur erfüllenden Reise – wir haben die intensive Zeit zu Dritt sehr genossen. Es war nicht klar, wie wir damit zurechtkommen werden, 24/7 bei- und miteinander zu sein. Aber es war und ist wunderbar! Die Nähe und gemeinsamen Erlebnisse haben uns als Familie aber auch als Paar gestärkt und noch mehr zusammengeschweißt.
Wir haben trotz immer wieder neuer Umgebungen und Herausforderungen mit der Zeit gemeinsam gewisse Routinen entwickelt, die es uns mit jedem Tag der Reise leichter gemacht haben, irgendwo „anzukommen“.
Wichtig ist, sich nach dem Ankommen etwas Zeit zu lassen (vor allem wenn die Realität mal wieder nicht genau mit den eigenen Vorstellungen übereinstimmt) und die Umgebung zu erkunden. Wenn es generell passt,
kümmerte sich Hilbi um den Innenraum, ich mich um den Außenbereich und wenn es gut lief, spielte Hanni in dieser Zeit selbständig und/oder stellte sich schon mal überall (vor allem wenn sie Deutsche entdeckt) vor: „Hallo, ich bin Hannah und ich bin Fünfeinhalb.“.
Die Reiseplanung selbst war Hilbis Spezialgebiet. Akribisch erforschte sie mögliche Ziele und optimierte den Weg dahin. Ich durfte durchaus mitdenken, war aber mit der Auswahl fast immer glücklich und übernahm nur zu gern den Part des Technikers und Fahrers. So hatten sich sehr schnell auch diese Rollen auf natürliche Art herausgebildet – Hilbi: Navigatorin, Orbi: Operator :-).
Das Reisen bringt (mir) auch (noch mehr) Klarheit in mein eigenes Leben. Vor allem darüber was ich will und was eben nicht. Einfach weil wir so viele verschiedene Situationen erlebten, so dass die eigenen Vorlieben und Abneigungen klar(er) zu Tage treten konnten. Auch die Freiheit den eigenen Weg zu bestimmen sowie in Gemeinschaft wundervolle Dinge zu erleben, machen mir und uns klar(er), wie wir unsere Zukunft gestalten wollen.
Dabei stellten wir immer wieder fest, dass diese Freiheit eben alles andere als selbstverständlich ist. Und das ist eine wertvolle Erfahrung.
Das ständige Ringen um Arbeit und um ein vernünftiges Auskommen, unzuverlässige wirtschaftliche Rahmenbedingungen, geringe Bildung und/oder schlicht der falsche Pass schränken in vielen Ländern die Möglichkeiten der Menschen stark ein.
So sind wir besonders dankbar für die Möglichkeiten unsere Träume wahr machen zu können. Wir sind froh das Glück zu haben in Deutschland geboren und aufgewachsen zu sein. Die Bildung, die wir mitbekommen haben und die guten Rahmenbedingungen geben uns die Chancen, unser Leben nach den eigenen Vorstellungen zu gestalten.
Und so ist absolut klar was nach dem Ankommen zu Hause für uns folgt: der Aufbruch in verschiedene neue Abenteuer!
P.S. Das Ende der Reise fühlt sich erst mal komisch an. Irgendwie wie Lachen und Weinen zugleich. Aber ich glaube es sind Freudentränen…