Halbinsel Chalkidiki

Wie im letzten Beitrag angedeutet, befinden wir uns seit Montag (13.09.) auf der griechischen Halbinsel Chalkidiki. Diese besteht aus „3 Fingern“, beim Blick auf die Karte ist es eindeutig ersichtlich. Der Campingplatz von Ouranoupoli liegt auf dem 3. Finger „Athos“. Benannt nach dem gleichnamigen heiligen Berg Athos. Besonders an diesem Finger ist, dass nur ein kleiner nördlicher Teil weltlich ist. Der überwiegende Teil und damit das Gebirge inkl. des höchsten Berges Athos gehört einer autonomen, orthodoxen Mönchsrepublik. In der Republik gibt es zwanzig Großklöster, die Teil des Weltkulturerbes der UNESCO sind. Von den zwanzig Großklöstern sind 17 Klöster griechisch, die anderen drei bulgarisch, russisch und serbisch. Zur Zeit leben dort etwa 2300 Mönche, verteilt auf Groß- und Kleinklöster, Mönchsdörfer und Einsiedeleien. Die Republik darf grundsätzlich nur von Männern betreten werden, als männlicher Tourist/Pilger kann man ein Visum beantragen und damit für längstens drei Tage das Gebiet betreten. Schiffe, die weibliche Personen befördern, dürfen nicht näher als 500m an das Festland heranfahren. Das Leben der Mönche besteht aus 8h arbeiten, 8h beten und 8h schlafen. Sie leben überwiegend von Landwirtschaft, Malerei, (Kunst)handwerk und Tourismus, in dem sie ihre gefertigten Produkte verkaufen. Sie leben nach einem anderen Kalendarium und nach einer anderen Zeitrechnung. Zugänglich ist das Gebiet nur per Seeweg, auf dem Festland wird es von Stacheldraht und Militär abgeschirmt. Die Mönchsrepublik selbst ist natürlich nicht ganz unumstritten, Themen wie Geldwäsche, Steuerhinterziehung, Erhalt vieler EU-Gelder etc. werden ihr nachgesagt.

Jeden Morgen gegen 9.30 Uhr legt im kleinen Hafen von Ouranoupoli ein Fährschiff ab, auf dem Mönche und Pilger transportiert werden. Dies schauten wir uns gestern live an. Neben dem großen Fährschiff, auf welches wenige Mönche, dafür einige Besucher und Handwerker stiegen, sahen wir einige kleinere Boote, die Mönche hin und her transportierten.

Anschließend stiegen wir selbst auf ein Schiff und machten eine 3-stündige Rundfahrt entlang der Küste mit Blick auf die schöne Landschaft, den Berg Athos und natürlich auf einige schöne Klöster. Wir staunten nicht schlecht über die üppigen, toll aussehenden Klöster – an Geld scheint es wahrlich nicht zu fehlen 😀.

Das Schiff auf dem wir fuhren, bot alles was man braucht – auch Sofaecke mit TV, in dem Kinderfilme liefen, damit die Eltern in Ruhe die Aussicht genießen können 😁.

Sehr interessant und überraschend (weil nicht in der Tourbeschreibung stehend) war, dass während der Tour drei Mönche an Board kamen, um ihre Produkte wie Schmuck, Ikonenmalereien, Honig und Wein zu verkaufen.

Außerdem konnte man beten und sich oder gekaufte Gegenstände segnen lassen.

Viele der anderen Passanten (vor allem Passantinnen) schienen es aber gewusst zu haben und es ging ein richtiger Hype los, als die Drei an Board kamen – kurz hätte man denken können Brad Pitt ist im Anmarsch 😇. Das Deck war dann für eine gute Stunde voll mit Menschen, die Dinge kauften, beteten und sich segnen ließen. Skurril daran war insbesondere, dass alle Passagiere bei Betreten des Bootes einen Coronazettel ausfüllen mussten (nach dem Motto: „Hast du 3G oder gar nichts? Egal, hauptsache wir haben den Zettel abgeheftet, da es so Vorschrift ist.“), dann aber alle dicht gedrängt beieinander standen und während ihrer Segnung die gleichen Ikonen küssten 🤣. Ich sage es euch, es war interessant zu beobachten!! Als die Drei das Schiff wieder verließen standen einige Frauen winkend und weinend an der Railing und ich selbst konnte mich mit meiner Meinung und meinem Gefühl dazu nicht richtig positionieren – zwischen Faszination und Absurdität war alles dabei.

Völlig kaputt von dieser langen Fahrt und den vielen Eindrücken radelten wir anschließend die 2 km zum Campingplatz zurück und sprangen ins kühle Meer.

Abends genossen wir erneut einen schönen Sonnenuntergang.

Ansonsten sind wir aktuell tatsächlich eher faul. Wir sind etwas „müde“ vom Erleben und Entdecken, haben keine richtige Lust mehr auf Sightseeing. Aber das Ägäische Meer ist unglaublich schön – klares, seichtes Wasser und viele Meeresbewohner.

Der campeigene Strand und auch das Camp selbst sind gemütlich und es ist nicht viel los. Die Betreiberfamilie ist sehr freundlich und arbeitstüchtig.

Die Temperaturen liegen bei 30-33 Grad, aber man merkt auch hier, dass es herbstlich wird – die Sonne drückt nicht mehr ganz so, es gibt Winde und die ersten bunten Blätter fliegen umher – einfach schön! Und so genießen wir die letzten Tage und schieben die Gedanken an Zuhause und an die Rückfahrt weg, denn damit können wir uns auch noch beschäftigen, wenn es soweit ist 🙃.

Morgen werden wir auf den zweiten Finger umsetzen und noch ein paar andere Buchten, in denen man gut Schnorcheln und Faulenzen kann, aufsuchen. Am Montag treffen wir uns dann mit Elena und ihren Eltern auf dem ersten Finger der Halbinsel und Hanni ist schon voller Vorfreude, zählt die verbleibenden Nächte als Countdown runter 😊.

Ach und noch eine erwähnenswerte Begegnung: Auf unserem Anfahrtsweg hier her überholten wir einen Radfahrer, der gut bepackt eindeutig nach einem Reisenden aussah. Einen Tag später kam er tatsächlich auch hier an und wir kamen mit ihm gut ins Gespräch. Ein junger Franzose, der neben seinem Job als LKW-Fahrer seit 2010 jedes Jahr eine mehrmonatige Fahrradtour durch verschiedene Länder Europas macht. In den letzten 2 Monaten hat er eine ähnliche Route wie wir zurückgelegt – Frankreich, Deutschland, Tschechien, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Istanbul und nun ist er auf der Rücktour, nimmt ab Griechenland die Fähre nach Italien und dann geht’s heim. Er hat meinen höchsten RESPEKT und ich war, als er sich heute Morgen auf sein Rad schwang, insgeheim sehr froh, dass ich auf meiner Couch vor’m Luigi sitzen bleiben konnte 😁.

Bon vojage! C’était un plaisir de te rencontrer!

One Reply to “Halbinsel Chalkidiki”

  1. Hey 🙂
    Nice blog, and by the way, thank-you for the good words about me!
    It was a pleasure to meet you too!!
    I’m now in Italy, just leaving Venezia for the last step of my trip, direction Rennes 🙂

    Best regards.
    Judi

    Antworten

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