Der letzte Morgen
Der (hoffentlich) letzte Morgen unserer langen Reise bricht an. Es ist 5.30 Uhr und ich liege schon einige Zeit wach. Zum einen weil wir zeitig ins Bett gegangen sind und ich nach den vielen Monaten nun wirklich ausgeruht und ausgeschlafen bin. Zum anderen sind es viele Gedanken und Gefühle, die mich umtreiben und verarbeitet werden wollen. Ich liebe es hier oben in Luigis Koje zu liegen, vor allem jetzt, wo es draußen kühl ist und man sich so richtig schön in alle Decken einhuscheln kann. Ab und an springt die Heizung an und macht es muckelig warm.
Der Heimweg ist bisher wie ein „Flow“, wir fließen dahin, eines fügt(e) sich dem anderen und wir kamen viel schneller und entspannter voran als geglaubt. Nun steht die letzte Etappe an und meine Freude auf Zuhause ist riesig, wenngleich eine latente Angst, das Luigi nochmal „liegen bleibt“, mitschwingt.
Ich freue mich auf Zuhause, auf alte und damit einfachere Routinen sowie auf ein Badezimmer, in dem man sich über Warmwasser, Klopapier, Wasserabfluss sowie Ruhe und Ungestörtheit keine Gedanken machen muss 😄.
Ich freue mich auf „meine“ Supermärkte, in denen ich mir bekannte Produkte, eine vertraute Sprache und eine vertraute Währung finde. Das Einkaufen wird wieder eine Routine sein und kein stundenlanger Such- und Übersetzungsprozess 😄.
Ich freue mich darauf wieder in Ruhe Sport zu machen. Zu wissen, wo ich ungestört Yoga machen kann oder mit Freundinnen zu laufen oder zu skaten und dabei zu quasseln, fehlt mir.
Ich freue mich darauf alle mir lieben Menschen wiederzusehen! Gleichzeitig bin ich sehr dankbar, dass wir Menschen getroffen und kennengelernt haben, die lange in unserem Herzen sein werden.
„Home is where you park it.“ Ja, ich habe mich in unserem kleinen Luigi sehr wohl gefühlt und ich werde die gemütliche Enge vermissen. Man ist nah beieinander, man hat auf engem Raum alles was man braucht (und sogar noch mehr als das), wir fühlten uns sehr wohl zu dritt und mit Aufräumen und Säubern war man sehr schnell fertig. Und das nervige Hin- und Herräumen, vor allem bei Ankunft und Abfahrt, ist mit der Zeit auch zur notwendigen (erträglichen) Routine geworden. Außerdem waren wir so viel draußen an der Luft und in der Natur wie noch nie – herrlich! ABER: Zuhause ist für mich dennoch nicht dort wo wir geparkt haben, wenngleich wir natürlich an vielen wunderschönen Orten waren. Zuhause ist für mich meine Heimat – Dresden & Osterzgebirge. Da fühle ich mich so richtig wohl, da will ich sein 😊. Und für mich ist noch klarer als vorher: Reisen und Weltentdecken fetzt aber Auswandern möchte ich nicht (müssen).
Mittlerweile ist es 6:15 Uhr. Jan und Hanni schlafen in der unteren Etage. Jeder schlief mal oben oder unten, so wie uns eben gerade war. Auch Hanni scheint in der letzten Nacht viel zu verarbeiten, sie lacht und redet immer mal wieder im Schlaf. Die Nähe und das tägliche, enge Beisammensein werde ich sehr vermissen! Und ja, ich kann sagen, es wäre aktuell der einzigste handfeste Grund für mich, das Reisen zu verlängern. Der Gedanke daran im Alltag bald wieder den Großteil eines Tages getrennt voneinander zu verbringen, macht mich traurig und wehmütig. Aber wir haben es selbst in der Hand und wir werden unser gemeinsames Leben so gestalten, dass es sich im überwiegenden Teil so richtig gut für uns anfühlt ❤.
